



Wir starten unsere abenteuerliche Reise in die Delta Schulen früh am Morgen mit dem Auto in Yangon. Wir fahren über die Hauptausfallstrasse aus Yangon, der Strand Road. Vorbei am Fischmarkt und am Gemüseumschlagplatz. Und dann weiter über eine Straße, die uns entlang eines Industriegebietes führt. Was für eine Umtriebigkeit herrscht hier um 8.00 Uhr morgens! Aus allen Seitenwegen strömen die Menschen zu Tausenden auf die Hauptstraße um dort einen Bus, Kleinbus oder einen Kleinlaster zu ergattern. Diese kommen alle schon brechend voll aus Gebieten weiter draußen im Delta! Wie da noch all diese Menschen mitgenommen werden sollen, ich habe keine Ahnung! Aber in Myanmar ist voll nie voll! Einer geht immer noch rein!
Nach dem Industriegebiet weitet sich das Blickfeld und soweit ich sehen kann, kleine Wasserkanäle und Reisfelder! Dazwischen immer wieder Bananenstauden. Alles ist grün und nass, so fruchtbar! Menschen arbeiten auf dem Feld, entweder im Reis oder aber sie fischen in den Kanälen. Der Verkehr wird langsam weniger und nach 45 Min Fahrt sind wir bei der Bootsanlegestelle zur Thandar Schule, die wir erst besuchen werden. Danach fahren wir – im strömenden Regen- erst mit dem Auto bis zur Anlegestelle der Boote. Dort nehmen wir jedoch nicht, wie erwartet ein Boot, sondern erst Mopeds, die uns ein Stück weiter bringen. Nach 10 Minuten Fahrt steigen wir, samt dem Wasserfilter PAUL, um auf ein Boot. Dieses bringt uns in 45 Minuten sicher durch die Kanäle und Wasserwege zum Dorf, wo die Jan Schule ist. Der Wasserweg ist teilweise gut 300 Meter breit, wir fahren der Strömung wegen dicht am Ufer entlang. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen und kommen wir relativ trockenen Fußes an Land. Wir werden an der Anlegestelle bereits erwartet. Ich werde von einer Frau über die Bambusstege quer durch ihr eigenes Haus, in dem ein Kind in einer Wiege, die am Dach festgemacht ist, schläft, an Land begleitet. Es ist alles glitschig und nass, es hat heute Morgen auch hier sehr stark geregnet.
Wir laufen über einen Zementweg zur Schule. Auf dem Schulhof spielen die Kinder, die Pause geht gerade zu Ende. Die freundliche Schulleiterin begrüßt uns herzlich. Wir zeigen ihr PAUL, und was zeigt sie uns? Einen Lifestraw Wasserfilter, der gerade über das Myanmar Rote Kreuz hier im Delta an Schulen verteilt wird. Das ist schon die 2. Schule heute, die diesen Filter bekommen hat und: ihn noch nicht benutzt! Warum? Er wurde ihnen nur auf dem Papier erklärt! Das machen wir anders! Es werden ein paar Leute zum Wasser holen geschickt, damit die beiden Filter im Vergleich miteinander getestet werden können! Wir füllen sie beide und wollen sehen, wie sie funktionieren. Es gibt eine Gebrauchsanweisung für den Lifestraw, diese befolgen wir. Ich finde es übrigens erfreulich zu sehen, dass sich in Myanmar in Bezug auf gutes Trinkwasser etwas tut! Das ist das erste Mal seit 1 ½ Jahren, dass ich so eine Aktion sehe!
Die 144 Kinder der Jan Schule werden jetzt auf jeden Fall sauberes Trinkwasser haben! Unser Anliegen mit PAUL hier ist aber, dass wir eine Trinkwasserinstallation für das ganze Dorf bauen wollen, das haben wir das letzte Mal so besprochen. PAUL haben wir jetzt da und das Geld für die Wassercontainer haben wir auch dabei! Also ist das Dorf glücklich, Wasser für alle! Min Min erklärt den Leuten, wie die Installation aus zu sehen hat. Ein großer Tank mit 500 Litern Schmutzwasser oben, dann läuft das Wasser durch PAUL, hinein in einen größeren Tank mit 1000 Litern Kapazität für das saubere Trinkwasser. Es können am Tag 1200 Liter gefiltert werden, also genug für sicher 600 Menschen, das heißt, das ganze Dorf hier! Die Installation soll an der Dorfwasserpumpe, unweit der Schule aufgebaut werden, wo jeder einfach Zugang hat.
Während MinMin den Lehrern und dem Dorfkomitee erklärt wie die Wasserinstallation arbeiten soll, laufe ich durch die Schule. Das Schulgebäude ist sehr sauber, sogar einige Fenster sind gewaschen, das habe ich noch gar nie gesehen! Es gibt große Wassereimer an denen die Hände gewaschen werden, mit Seife! Und die Toiletten sind auch sauber! Was kann ich da sagen: Glückwunsch, vorbildlich!
Am Ende unseres Besuches sehen wir uns das Resultat des Vergleichs der beiden Wasserfilter an: PAUL ist deutlich schneller und liefert viel mehr Wasser als Lifestraw. Beim Lifestraw war nach 1 ½ Stunden noch nicht einmal ein Drittel der 25 Liter durchgelaufen, die in den Container passen, während unser PAUL in 50 Sekunden einen Liter filtert, d.h. für diese 25 Liter des Lifestraw braucht PAUL etwas mehr als 20 Minuten! Laut Hersteller 30 Minuten, also selbst dann noch: der deutliche Gewinner sowohl bei den Lehrern, dem Dorfkomitee als auch bei uns ist PAUL!
Im strömenden Regen verlassen wir zufrieden die Jan Schule und fahren mit unserem Boot wieder 45 Minuten zurück zum Ort wo unser Auto auf uns wartet. An manchen Stellen ist das Wasser ziemlich unruhig, zum Regen ist inzwischen starker Wind dazu gekommen. Sai Pai, der neben mir sitzt, hält sich gut am Regenschirm und am Boot fest, er hat Angst. Und: er kann nicht schwimmen. So etwas wie Schwimmwesten gibt es in diesen Booten nicht! Da hilft nichts anderes als dem Bootsmann zu vertrauen und ein kleines Stoßgebet zum Himmel! Der Bootsmann macht seine Sache sehr gut und bringt uns heil nach Twantay. Triefend nass dort angekommen kaufen wir erst neue Longys und Blusen, denn so können wir uns nicht ins Auto setzen! Nach einer kurzen Pause fahren wir in Richtung Yangon, wo wir nach 2 ½ Stunden Fahrt im immer noch strömenden Tropenregen Dank sei Min Min's Fahrkünsten gut angekommen sind. Diesen Tag werden wir alle wohl nicht so schnell vergessen! ub